Malerisch liegt Deutschlands höchstgelegener Luftkurort Mittenwald im oberen Isartal, umgeben von den mächtigen Felszacken der nördlichen Karwendelkette im Osten und dem Wettersteingebirge im Westen. Zu den Bergsportlern, die oft zu mehrtägigen Wanderungen oder zu Kletterabenteuern aufbrechen, gesellen wir uns als Trail Runner mit einem Streckenvorschlag, der definitiv hochalpine Gefühle aufkommen lässt. Nach dem Dammkar statten wir der Hochlandhütte einen Besuch ab. Anschließend steht ein weiterer Anstieg auf dem Programm, der in direkter Nachbarschaft des markanten Wörner endet.
Die DB Regio verbindet München und Mittenwald im Stundentakt, und das bequem ohne Umsteigen. 1 Stunde 40 Minuten muss man für die Zugfahrt über Garmisch einplanen. Mit dem Auto sind es 1 Stunde 20 Minuten – freie Fahrt vorausgesetzt.
Fällt eure Wahl auf den Zug, lauft ihr vom Bahnhof ca. 600 m durch Mittenwald in Richtung Isar und dann weiter zur Karwendelbahn (Schilder „Tourengebiet Karwendel“). Dort trefft ihr auf die Freunde des Individualverkehrs, die ihr Fahrzeug auf einem der gebührenpflichtigen Parkplätze rund um die Talstation abstellen können.
Nach Überquerung der Zufahrtstraße weisen euch gelbe Schilder in Richtung Westliche Karwendelspitze und Hochlandhütte. Jetzt müsst ihr noch unter der Bundesstraße 2 durch, bevor der Bergwald mit seinen gepflegten Wanderpfaden beginnt.
Von Mittenwald zum Dammkarsattel
Eine kleine Steinbrücke überspannt den regulierten Bachlauf der Atzgrubenlaine. Ihr achtet nach der Überquerung auf die Beschilderung zur Hochland- und Dammkarhütte (über Ochsenboden). Der zunächst noch breite Wanderweg mündet schnell in einen idyllischen, sehr gut laufbaren Steig, der sich in zahlreichen Kurven den bewaldeten Bergfuß hinaufschlängelt. Schon bald lohnt es sich, kurz stehenzubleiben, zurückzuschauen und erste Tiefblicke auf Mittenwald und die gegenüberliegenden Wettersteinspitzen zu genießen.
Weiter oben kreuzt ihr ein paar Schotterfelder, die von Latschen und knorrigen Nadelbäumen durchsetzt sind. Hinter einem Waldstück bietet sich eine gekonnt am Sattel platzierte Rastbank für einen Zwischenstopp an. Von hier präsentieren sich eindrucksvoll das Vordere Dammkar. Es wird überragt vom Predigtstuhl und dem Hochgebirgskamm, der nordöstlich in den 2.476 m hohen Wörner mündet.
Zur Hochlandhütte
Dass es sich um einen Sattel handelt, merkt ihr außer an der Aussicht auch am deutlichen Höhenverlust auf dem Weiterweg. Die gut angelegten Waldsteige und die eindrucksvolle Kar-Querung kosten euch etwa 100 Höhenmeter. Der Abstieg endet dort, wo sich der Trail am nächstgelegenen Waldsaum gabelt. Haltet euch entweder gleich links (Streckenfoto) oder lauft gerade bis zum nächsten Schild Richtung Hochlandhütte und biegt dann links ab.
Nun heißt es nicht nur die verlorenen 100 Höhenmeter wieder wett machen, sondern nochmal weitere 150 m drauflegen. Dichte Latschenfelder, üppige Waldabschnitte und weitläufige Gebirgsflanken umrahmen einen zwar etwas anspruchsvolleren Laufuntergrund, dafür überrascht dieser Abschnitt aber mit erstklassiger Ausblicken ins Tal. Der Trail beschreibt weite Bögen unterhalb von Predigtstuhl, Mitterkar und dem mächtigen Gipfel-Ensemble der Karspitzen, die im Wörner ihren Abschluss finden.
Als Endspurt zur wohlverdienten Rast bei der bewirtschafteten Hochlandhütte (1.630 m) haben die Strecken-Designer an der letzten Flanke noch ein kleines Treppentraining integriert.
Zu Wörnersattel und Wörnerkopf
Das Ziel ist schon von Weitem sichtbar. Trotzdem trennen euch gut 350 Höhenmeter vom Wörnersattel und dem dazu gehörenden Wörnerkopf. Den Wörner selbst überlassen wir mal den Bergsteigern.
Auf zunächst gut laufbarem Untergrund zieht sich die Route durch Latschengassen und über einzelne, felsige Bacheinschnitte. Hier gibt es vermehrt Wasserstellen – Zeit, das Trinksystem aufzufüllen, falls ihr das bei der Hütte nicht schon gemacht habt. Dann wird der Weg deutlich karstiger und steiler. Die meisten von euch werden hier ins Geh-Tempo wechseln. Zudem haben die Strecken-Designer wieder zugeschlagen und ein paar echt fiese Treppen in den Hang getrieben. Kurz vor dem Sattel bietet dieser Aufstieg sogar eine kurze Stelle mit Seil. Sicher ist sicher…
Und ganz sicher ist, dass der Ausblick hinüber zu den Karwendel-Gipfeln, zum Wetterstein und nach Mittenwald atemberaubend schön ausfällt. Zum Glück seid ihr jetzt oben angelangt und könnt dieses landschaftliche Schwergewicht – vielleicht bei einer kurzen Rast – ganz in euch aufsaugen.
Vom rassigen, aber bestens laufbaren Streckenteil nach links hinüber zum Wörnerkopf mit kleinem Gipfelkreuz (1.981 m, in der Literatur manchmal auch „Steinkarkopf“ genannt) haben wir ein Video aufgenommen. Rechts neben dem Trail fällt der Berg steil ab und präsentiert faszinierende Tiefblicke in das Tal zwischen euch und dem Soierngebirge. Im Rücken thront markant und gewaltig der Gipfelaufbau des Wörner.
Abstieg zurück nach Mittenwald
Der Weg hinab in westliche Richtung verläuft zunächst auf kargem Grund zwischen Latschen und kurzgewachsenen Nadelbäumen. Stellenweise verhindern größere Gesteinsbrocken ein gleichmäßiges Auftreten. Doch schon bald taucht eine große Bergwiese vor euch auf. Die Spur leitet über die Wiese zu einer Fichtengruppe und zwischen den Bäumen hindurch. Am Ende trefft ihr auf den Verbindungspfad zwischen Hochlandhütte und Rehbergalm.
Um problemlos zur schöneren Abstiegsvariante zu gelangen, lauft ihr nach links entlang der Waldgrenze bzw. rechts am Baum mit dem Schild „Hochlandhütte“ vorbei. Die Wegspur über die Wiese verschwindet, aber als Orientierung dient eine Zaunpfostenreihe auf der linken Seite. Entlang dieser Pfosten taucht bald ein Durchlass auf (Streckenfotos). Ab diesem Durchlass geht es auf deutlichem Pfad mit roten Markierungen weiter bergab.
Schon von weit oben hört man das Rauschen des Kälberalpenbaches. Dort lockt entweder eine willkommene Abkühlung, oder ihr bevorzugt den rechts abzweigenden Trail, der rund 100 m oberhalb des Baches verläuft. Auf beiden Wegvarianten kommt ihr zurück ins Tal: entweder auf dem Forstweg S1 direkt am Bach oder parallel oben auf dem schmalen Naturpfad. Unten angekommen weisen euch gelbe Schilder zur Kaserne in Mittenwald. Ein Trail geht dazu links von der Forststraße ab und teilt sich kurz darauf. Bleibt dort rechts bis zum Wanderparkplatz Aschauer Alm.
Promenaden-Ausklang entlang der Isar
Vom Parkplatz geht es zum Endspurt unter der B2 hindurch und zur Karwendel-Kaserne. Die militärische Anlage könnt ihr auf einem Naturweg umlaufen, der bei der Gärtnerei wieder auf Asphalt trifft. Dort biegt ihr rechts-links auf den geraden Isarradweg für knapp zwei Kilometer zurück zur Karwendelbahn ein. Auch der Weg zu Ortsmitte und Bahnhof ist dank Beschilderung von dort einfach zu finden. Ende einer eindrucksvollen Tour, die auf jeden Fall jeden einzelnen Schritt wert ist.
Streckenimpressionen
Karte & GPS
Tour Facts
Streckenlänge | 18,5 km (vom Bahnhof) |
Höhenmeter | 1.150 m rauf und 1.150 m runter |
Charakter | alpine Wandersteige, überwiegend gut zu laufen. Dazwischen technische Abschnitte mit grobem Gestein. Steig hinauf zum Wörnersattel streckenweise steil und leicht exponiert. |
Sportlicher Anspruch | sehr gute Kondition, für Fortgeschrittene mit hoher Trittsicherheit. |
Wichtig zu wissen …
erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln | |
natürliche Wasserquelle(n) auf dem Weg | |
Gastronomie auf dem Weg (Hütte oder Gastwirtschaft) | |
viel Sonneneinstrahlung | |
ausgesetzte Stellen, Schwindelfreiheit erforderlich | |
gute Orientierung erforderlich | |
längere Gehstrecken | |
Betretungsverbote auf einzelnen Streckenteilen zu bestimmten Jahreszeiten beachten |
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Equipment-Empfehlungen
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1 Kommentar
Herrliche Strecke mal wieder! Der Runterweg zum Kälberalpenbach war nicht ganz leicht zu finden, aber es wäre keine Laufschrittmacher-Strecke, wenn nicht so ein Schmankerl eingebaut wäre.
Danke, lieber Tobias. Ein bisschen Herumschauen gehört einfach dazu, ganz richtig!