Die Kennzahlen dieser Tour täuschen. Hier zählen nicht Distanz und Höhenmeter, sondern Trittsicherheit und Orientierung. Wir würden sagen: eine typische Route für Abenteurer mit hohem Geh- bzw. Wanderanteil. Wenn ihr mit dem Gedanken spielt, unsere Empfehlung im Frühjahr oder Spätherbst auszuprobieren, sollten Hanglagen bis ca. 1.200 m schneefrei und Trail-Stöcke am Mann bzw. an der Frau sein.
Landschaftlich ist die Gegend hoch über dem Isartal und unterhalb des Staffel (1.532 m) ein Volltreffer. Nach dem ersten Anstieg zum Rißsattel und auf dem Rückweg genießt man ein beeindruckendes Karwendel-Panorama. Oben im Hochtal warten sanfte Almen und weitläufige Wälder. Und der Staffelgraben ist natürlich ein Erlebnis für sich.
Anfahrt nach Vorderriß und Startpunkt der Tour
Euer Zielort heißt Vorderriß – sowohl mit dem Privatfahrzeug als auch mit dem Bergbus. Letztgenannter verkehrt siebenmal täglich an Wochenenden und Feiertagen sowie zweimal wochentags zwischen Lenggries und der Eng. Für Autofahrer gibt es am Ortseingang einen gebührenpflichtigen Parkplatz auf der rechten Seite.
Überquert die Isarbrücke gegenüber dem Gasthof und folgt der Straße nach links an der Mautstation vorbei. Kurz dahinter zweigt ein ausgeschildeter Bergpfad zum Rißsattel ab.
Über den Sattel und zur Lainer Alm
Der Wanderweg Nr. 490 durch die Südflanke des sogenannten Isar- und Ochsensitzer Berges fackelt nicht lange, sondern schlängelt sich in zahlreichen Kehren steil nach oben. Heiß wird es daher gleich zweimal: sowohl wegen der direkten Sonneneinstrahlung als auch wegen des Anstiegs. Am Bankerl etwas unterhalb des Sattels – dorthin kurz geradeaus weiterlaufen – sorgt ausreichend Baumschatten für Erleichterung. Dazu kommt die Gewissheit, am höchsten Punkt der Tour auf nahezu 1.200 m angekommen zu sein.
Atemberaubend ist insbesondere der Ausblick nach Süden ins Rißtal. Der breite Schotterstreifen, durch den Rißbach entstanden, zieht sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Ringsherum zeigen sich die Gipfel von Grasköpfl, Schafreuter und des Sojerngebirges von ihren schönsten Seiten. Den hinteren Teil des Panoramas nehmen die Über-Zweitausender des Naturpark Karwendel ein.
Im Anschluss an den Rißsattel findet ihr breite Wald- und Wirtschaftswege mit teilweise tiefen Fahrspuren vor. Erst geht es leicht abwärts durch ein Mischwaldgebiet, kurz darauf folgt ihr den alten hölzernen Wegweisern zur Luitpolder Alm geradeaus über eine große Kreuzung. Am Wegende wartet eine schöne Sumpfwiese darauf, eure Füße abzukühlen. Die Reste eines ehemaligen Steges helfen nicht wirklich. Am besten versucht man, die Wasserlöcher am Rand großräumig zu umlaufen.
Im Gegensatz dazu gestaltet sich die Durchquerung der Luitpolder Alm deutlich trockener. Links und rechts rahmen bewaldete Hänge das weite Wiesental ein. Die Hänge gehören zu den südlichen Ausläufern des Jachenauer Hochtales, geradeaus vor euch erhebt sich der Staffel. Ihr passiert das lange Almgebäude und folgt dem Wegweiser nach Jachenau. Im nächsten Waldstück gabelt sich der breite Wirtschaftsweg, ihr haltet euch links und lauft weiter zur Lainer Alm.
Der Staffelgraben
Vor dem Abstieg in die auf etwa 900 m liegenden Talsohle des Staffelgraben gibt es noch ein wenig Orientierungsarbeit. Ihr passiert hinter der Lainer Alm eine große Kreuzung und haltet euch dort rechts. Etwa 100 m weiter beachtet ihr einen unscheinbaren Waldweg-Zugang auf der rechten Seite. Ihr erkennt an drei Merkmalen, dass ihr richtig seid: am matschigen Untergrund, an vereinzelten roten Markierungen und wenig später an einem ebenerdigen Jägerstand. Grundsätzlich verläuft die Route in gebührendem Abstand parallel zum Graben. Hinter einem umgestürzten Baum in Sichtweite des Jägerstandes ist dann auch wieder eine deutliche Weg-Spur erkennbar.
Bei einer weiteren Gabelung nehmt ihr wiederum den rechten Abzweiger. Ein paar eingelassene Bohlen helfen, den aufgeweichten Boden zu überwinden. Schon an der Abzweigung könnt ihr den roten Pfeil an einem der hinteren Bäume erkennen und wisst: Hier geht’s lang. Die Orientierungsarbeit ist damit erst mal erledigt, dafür sind jetzt die Trittsicherheitsfetischisten gefragt.
Nach zwei Bacheinschnitten, zu deren Überwindung auch die Hände nötig sind, und auf einer schmalen Trittspur parallel zum steilen Hang erreicht ihr den Höhenrücken hoch oberhalb des Staffelgraben. Folgt dem Pfad und dem nächsten roten Pfeil gute 100 Meter hinab zum Bach. Unten angekommen laden Steinbänke zum Verweilen am sprudelnden, frischen Wasser und zum Genießen des einsamen Bachtales ein.
Orientierungstest Nummer 2
Die ersten Meter aus dem Graben heraus überwindet ihr auf einer kleinen Steiganlage mit Drahtseilsicherung. Nicht schwer zu meistern, aber auch keine Stelle für Lauftempo. Das könnt ihr danach wieder einlegen, aus dem Graben heraus führen gut laufbare Wiesenpfade mit mäßiger Steigung. Keine Sorge: Dem Bach begegnet ihr nochmal, Wiedersehen macht Freude.
Völlig überraschend mündet jener Wiesenpfad in einen breiten Wirtschaftsweg, dem ihr ca. einen Kilometer bis zur beschilderten Abzweigung auf den Häuslwebersteig folgt. Nun geht es ein zweites Mal nach unten zum Bach bzw. in den Staffelgraben. Lauft entlang des Bachufers nach rechts bis zum Wegende. Nun müsst ihr sehen, wie ihr einigermaßen trockenen Fußes über den Bach kommt. Es geht am besten etwas weiter hinten, wo eine Reihe Steine aus dem Wasser ragt. Wie gesagt: Trail-Stöcke machen das Ganze einfacher.
Ihr kommt zur zweiten großen Orientierungs-Challenge. Denn die nächsten rund 600 m schlagt ihr euch meist weglos durch einen wilden Waldgraben. Es gab hier früher einen Weg, der ist jedoch inzwischen durch umgestürzte Bäume unpassierbar. Wir haben auf unserer letzten Tour ein paar Markierungen in Form von Steinhaufen hinterlassen – in der Hoffnung, dass sie unseren wagemutigen Followern helfen.
Orientiert euch auf den ersten Metern am Bachlauf, der auf der linken Seite über eine niedrige Schotterklippe in den Staffelgraben mündet. Versucht dann, nach rechts hinauf zum auffallenden Wurzelstock eines umgestürzten Baumes zu kommen. Von dort gibt es tatsächlich eine Wegspur auf halber Höhe des Waldgrabens. Nach einer Weile geht es hier nicht weiter, wechselt dann über den Bach hinüber zur linken Flanke und steigt aufwärts bis zu einer Zwischenstufe. Dreht euch in Richtung Talschluss, haltet euch leicht rechts und seht nach unseren Markierungen. Keine Garantie, dass diese bei eurem Besuch noch existieren…
Der s-förmige Streckenverlauf vom rechten zurück zum linken Talrand mündet hangaufwärts in einen deutlichen, breiten Waldweg. Hurra, das ist der Ausgang! Unserer Erfahrung nach bietet sich ein „natürlicher Wegverlauf“ unter Vermeidung der meisten Hindernisse an. Wir sind bisher jedes Mal gut durchgekommen.
Rückweg ins Isartal und nach Vorderriß
Das soll es aber noch nicht gewesen sein. Jetzt folgt noch einmal die Abteilung Trittsicherheit. Der erwähnte Waldweg endet an einer Forststraße. Auf dieser geht es nach rechts, an einer einsamen Jagdhütte mit schönem Ausblick vorbei und am Wegende über eine Weidelichtung. Dahinter beginnt ein sehr schmaler, teilweise unwegsamer Pfad quer zur steil ins Isartal abfallenden Hangflanke. Hier ist auch wieder oft Gehen angesagt.
In diesem Bereich stören bereits Verkehrsgeräusche die ansonsten so friedliche, verlassene Umgebung. Von oben könnt ihr die B 307 auf der anderen Talseite ausmachen, d. h. ihr seid auf dem Rückweg. Die Isar selbst schlängelt sich als türkises Band durch breite Kies- und Schotterfelder, ein wunderschöner Blick von oben. Nach Westen öffnet sich das Tal und präsentiert eine prachtvolle Bergkulisse für euren Abstieg.
An einem letzten, sehr steilen Wiesenhang müsst ihr nochmal kräftig die Bremsen betätigen. Unten empfängt euch ein leicht zu überwindender Gebirgsbach. Der Weg verläuft über eine kurze Klippe wieder ein Stück hinauf zur letzten Abzweigung nach links. Von dort steigt ihr auf gepflegtem, mäßig steilen Wanderpfad endgültig hinab in den Auenwald des Isartals. Die letzten 300 Meter des Weges folgen dem Fluss bis zur Brücke zurück nach Vorderriß.
Streckenimpressionen
Karte & GPS
Tour Facts
Streckenlänge | knapp 14 km |
Höhenmeter | 550 m rauf und runter |
Charakter | steiler Aufstieg gleich zu Tourenbeginn, im Bereich der Luitpolder und Lainer Alm dann breite Wirtschaftswege. Abstieg in den Staffelgraben und zurück ins Isartal auf steilen, schmalen und teilweise rutschigen Pfaden – bitte nicht bei Schnee. Wilde, meist weglose Passage durch einen Waldgraben. |
Sportlicher Anspruch | gute Kondition, für Fortgeschrittene. Hohe Anforderung insbesondere an Trittsicherheit/ Schwindelfreiheit. |
Wichtig zu wissen …
erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln | |
natürliche Wasserquelle(n) auf dem Weg | |
Gastronomie auf dem Weg (Hütte oder Gastwirtschaft) | |
viel Sonneneinstrahlung | |
Schwindelfreiheit erforderlich | |
gute Orientierung erforderlich | |
längere Gehstrecken | |
Betretungsverbote auf einzelnen Streckenteilen zu bestimmten Jahreszeiten beachten |
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Equipment-Empfehlungen
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Laufbekleidung: https://www.lauf-bar.de/laufbekleidung/