Abenteuer-Trail Blauberge West

Abenteuer-Trail Blauberge-West

Westlich des Blauberge-Hauptkamms und jenseits des beliebten Schildenstein liegt ein kaum besuchtes Gebiet mit grünen Gipfeln und tief eingeschnittenen Bachtälern. Dorthin verirren sich nicht viele Menschen – und wenn, dann brauchen sie echten Abenteuer-Geist. Oft fehlt eine klare Wegspur. Manchmal gilt es, einen Weidezaun zu übersteigen. Ein Teil der Strecke verläuft exakt auf der deutsch-österreichischen Grenzlinie und oberhalb des sogenannten „Todesgrabens“. Wahrscheinlich hat das Tal seinen schaurigen Namen der Annahme zu verdanken, dass hier niemand rauskommt, der einmal hineingeraten ist. Wir zeigen, dass es trotzdem geht.

Dem Hauptkamm der Blauberge haben wir im „Trailrunning Guide Münchner Berge“ einen Streckenvorschlag mit der Nummer 19 gewidmet. Es geht in 21 km um Halserspitze & Co. herum – als laufbare Alternative zur durchaus alpinistischen Kammüberschreitung. Wer sich also eher zu einer klassischen Blauberge-Tour hingezogen fühlt, mag bitte in unserem Buch nachsehen. Es könnte dem ein oder anderen natürlich einfallen, die Tour 19 mit dem Vorschlag dieses Artikels zu kombinieren. Gute Idee – dann aber bitte früh loslaufen.

Als weitere Variante und „Kurzversion“ der West-Strecke könntet ihr den Bus 9556 nutzen. Er pendelt zwischen Tegernsee Bahnhof und Pertisau in Tirol. Die Empfehlung wäre dann: Aussteigen bzw. Parken in Siebenhütten, Laufen auf unseren Spuren und Abstieg nach Glashütte ab der Bodigbergalm. Schon ist die Strecke nur noch rund 18 km lang. Von der Bushaltestelle „Glashütte“ fahrt ihr dann mit dem 9556 nach Siebenhütten zurück. Wir gehen im Artikel allerdings nicht näher auf diese Variante ein, sondern beschreiben die volle West-Runde über 23 km.

Die Frage nach einer öffentlichen Anbindung unserer Tour von München aus sollte damit ebenfalls beantwortet sein: mit dem Zug nach Tegernsee und von dort weiter mit dem Bus 9556 nach Siebenhütten.

Und schon geht’s los.

Abenteuer-Trail Blauberge-West

Ab hier wird’s deutlich einsamer.

Über die Brücke am Parkplatz hinweg und auf der breiten Wanderautobahn braucht ihr zunächst nur den gelben Wegweisern zum Schildenstein folgen – meist gemeinsam mit vielen anderen Bergfreunden. Bevor findige Läufer und Läuferinnen jedoch in den Wanderstrom zur stark frequentierte Jausenstation Siebenhütten geraten, nehmen sie bei der deutlichen Gabelung nach ca. 800 m den rechten Abzweiger – und sind ganz schnell allein.

Es geht auf weiterhin breitem Weg oberhalb des Gerlosbaches nach oben, rechter Hand mit schönem Blick auf Gernbergkopf und Hohen Gernberg (1.226 m). Und siehe da: Nach einer Weile verwandelt sich der breite Weg in einen idyllischen Single Trail, auch „Jägerleiter“ genannt. Letzterer überquert den Gerlosbach und führt direkt hinauf zum „Graseck“ oberhalb der Königsalm.

Ab hier trefft ihr wieder verstärkt auf den Wanderverkehr zum Schildenstein. Muss aber kein Nachteil sein, denn es lässt sich auf den gehfreundlichen Wanderwegen bis auf die ein oder andere kleine Felsstufe vortrefflich laufen. Nach knapp sechs km Gesamtstrecke steht ihr am Scheideweg.

Hinein in die westlichen Blauberge

Abenteuer-Trail Blauberge-West

Pures Wiesenglück beim Platteneck

Denn die normale Route führt weiter in Richtung Schildenstein, der nur noch einen Schildensteinwurf auf der linken Seite entfernt wäre. Ihr dreht am Sattel aber nach rechts ab (Streckenimpressionen) und nehmt die immer schmaler werdende Trittspur über Wiesen, zwischen vereinzelten Fichten und auf die nächste Erhebung zu. Diese Erhebung gehört zum Platteneck, das den Schildenstein mit 1.618 m sogar um ein paar Meter überragt. Den länglichen Gipfel umlauft ihr auf der linken Seite. Es gäbe auch eine Abzweigung hinauf. Wir haben uns diesen Abstecher jedoch gespart.

Im Süden baut sich eine herrliche Landschaft auf, die vom markanten Guffert (2.194 m) beherrscht wird. Der Blick reicht bis hinüber zum Achensee und damit in den Naturpark Karwendel rechts bzw. das Rofangebirge links davon. Auf überwiegend laufbarem und gut erkennbarem Bergpfad erreicht ihr das Gebiet der Plattenalm.

Fertig machen für eine „Grenzerfahrung“

Abenteuer-Trail Blauberge-West

Ungewöhnliche Wegmarkierung…

Rechts am oberen Almgebäude vorbei steuert ihr auf die nächste Erhebung zu. Die Spur verliert sich dort etwas. Lauft in einer leichten Rechtskurve einfach den kurzen Grashang hinauf. Oben hat jemand mit Steinen am Boden einen Kreis modelliert. Schaut nun nach dem ersten, hellen Grenzstein mit der Nummer 168, der ein paar Meter weiter aus der Wiese ragt.

Der Weg folgt als Downhill dem Grenzverlauf zwischen Deutschland und Österreich. Deutlich erkennbar ist dabei die gerade Schneise, so dass es nicht weiter ins Gewicht fällt, wenn ihr die Spur zwischendurch verlieren solltet. Verschiedene Grenzsteine zeigen euch immer wieder den Weg. Das Ganze ist aus unserer Sicht gut laufbar.

In einem Waldgebiet mit Einsattelung überquert ihr den Todesgraben weit oberhalb. Viel sehen kann man noch nicht, aber seid getrost: Auf dem Weg zurück wird das Tal noch seine volle Schönheit entfalten. Jetzt geht es erst mal jenseits eines Weidezauns auf schmalen Steigen wieder bergauf zum Reitstein, dem mit 1.516 m höchsten Punkt unseres Tourenvorschlags. Oben findet ihr das kleine Gipfelkreuz und begegnet schon davor einem frühneuzeitlichen Grenzstein. Er stammt aus dem Jahr 1557 – wenn man einschlägigen Quellen und der Gravur im Stein selbst glauben darf.

Damit verlasst ihr die Grenzlinie und leitet nach bislang insgesamt zehn km den Rückweg ein.

Nächste Station: Bodigbergalm

Abenteuer-Trail Blauberge-West

Scheideweg an der Bodigbergalm

Im weiten Bogen geht der Trail bergab und immer gut erkennbar westlich um das Stacheleck (1.485 m) herum. Die Wegführung beschert großartige Blicke hinüber zum Gebiet rund um den Sylvensteinsee. Man kann das Stacheleck auch östlich und damit hoch über dem Todesgraben passieren. Wir haben uns für die Westumrundung entschieden und können daher leider nichts über die Wegbeschaffenheit auf der anderen Seite sagen.

Kurz vor dem Gelände der Bodigbergalm laufen West- und Ostvariante wieder zusammen. Beim Erreichen des Gebäudes könntet ihr euch für die kürzere Touren-Variante mit dem etwa 5 km langen Abstieg nach Glashütte entscheiden. Sagt in diesem Fall Schafen und Ziegen guten Tag und lauft gerade am Haus vorbei. Andernfalls folgt dem weiter bergab führenden Bauernweg nach rechts. Denn ihr wollt ja ein besonderes Juwel nicht verpassen!

Der Todesgraben

Abenteuer-Trail Blauberge-West

Spannende Wegführung im Todesgraben

Versprochen ist versprochen. Das verlassene Tal des Todesgrabens wartet. Der Abzweiger dorthin befindet sich am Fahrweg der Bodigbergalm, knapp 1,5 km weiter talwärts. Man würde ihn wahrscheinlich leicht übersehen, wäre da nicht die deutliche Haarnadelkurve. Seht gleich zu Beginn der Kurve nach rechts (Streckenimpressionen). Ein von dort wieder 100 m ansteigender, schmaler Bergwaldpfad bietet neben beeindruckenden Aussichten hinab ins Tal einige rutschige, knifflige Stellen am steilen Abhang. Wir ordnen diesen Teil deshalb zumindest teilweise als Gehstrecke ein und raten, vorsichtshalber Trail-Stöcke mitzunehmen.

Nach mehr als einem Kilometer könnt ihr den Bachlauf im Todesgraben problemlos überqueren. Genau gegenüber und schon etwas oberhalb einer alten, verfallenen Drift gibt es einen undeutlichen, anfänglich steilen Aufstiegspfad. Der ist in den gängigen Karten nicht verzeichnet, existiert aber definitiv. Es gibt also einen Ausweg aus dem Todesgraben – nachschauen lohnt sich.

Zurück zur Königsalm

Über vier Kilometer durch urigen Bergwald mit Überquerung mehrerer Bachschneisen und Täler stehen auf dem Programm. Der Pfad ist dabei meist deutlich zu erkennen, obwohl er sicher selten begangen wird. Abwechslungsreich windet sich die Spur vorbei an knorrigen Bäumen, die zum Teil rote, blaue oder gelbe Markierungen aufweisen. Im sogenannten „Urwaldrelikt“ verliert sich der Trail für kurze Zeit. Diese Stelle ist besonders, denn sie zeigt, wie ein komplett unberührter Bergwald aussieht, wenn niemand „aufräumt“. Wuchtige Bäume bleiben einfach liegen und vermorschen langsam. Dazwischen Tümpel, satte Vegetation, Fallholz und jede Menge Laub aus vergangenen Jahren.

Abenteuer-Trail Blauberge-West

Wenn keiner vorbeischaut und aufräumt…

Wenn ihr euch leicht rechts oberhalb der Waldsohle haltet, stoßt ihr auf den Urwaldausgang. Dort erscheint wie von Zauberhand die Pfadfortsetzung mit einer anschließenden Bachquerung. Auch verblasste Markierungen gibt es wieder. Durch das viele Auf und Ab kommen allein zwischen Todesgraben und Königsalm geschätzte 250 m Höhenunterschied im reinen Anstieg zusammen. Dieses Stück ist landschaftlich ein Genuss, zieht sich aber in die Länge.

An der Grenze zum Almgebiet müsst ihr leider etwas improvisieren, denn der ursprüngliche Pfad ist durch Weidezäune abgeschnitten. Wir empfehlen, am offensichtlichen Wegende hinter einer Baumgruppe entlang des Weidezauns nach links zu laufen und etwas weiter hinten eine Übertrittsmöglichkeit zu suchen (Streckenimpressionen). Wiederum links eines querenden Zaunes gelangt ihr über die Wiese problemlos hinab zum 45 m langen Gebäude der Königsalm.

Alm-Abtrieb

Am hinteren Ende des Gebäudes findet ihr nicht nur das Gäste-WC, sondern auch das Gatter zum ausdrücklich für Radfahrer gesperrten Alm-Weg über weitläufige Wiesen mit friedlich grasenden Kühen. Etwas weiter unten überquert der Weg den parallel hinabströmenden Bach auf einem neuen, breiten Holzsteg.

Von dort geht es auf gemütlich angelegten Wanderwegen entlang sanfter Grasflanken zur Geiß-Alm. Den bewaldeten Bergfuß erreicht ihr dann nach rund einem Kilometer auf schmalen Pfaden, die parallel zum Westhang des Hohen Gernberg verlaufen. Im Wald hört man bereits die Verkehrsgeräusche der B 307. Ein Vorbote des nahenden Tour-Endes. Es bleiben euch noch knapp zwei Kilometer bis zur Einmündung des Pfades in den breiten Fahrweg zurück zum Ausgangspunkt.

Und das Gute: Die Weißach lädt bei Rückkunft gleich zu einer erfrischenden Abkühlung ein. Gleicht an der Brücke rechts geht’s zum Wasser.

Streckenimpressionen

Karte & GPS

Tour Facts

Streckenlänge 23 km
Höhenmeter 1.350 m rauf und runter
Charakter gut laufbare Wanderwege und überwachsene Steige. Selten auch abschüssige bzw. rutschige Stellen (Trail-Stöcke mitnehmen). Einige Weidezäune als Hindernis.
Sportlicher Anspruch sehr gute Kondition, für Fortgeschrittene mit Trittsicherheit. Langer Rückweg zur Königsalm mit viel Auf und Ab.

Wichtig zu wissen …

erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln
natürliche Wasserquelle(n) auf dem Weg
Gastronomie auf dem Weg (Hütte oder Gastwirtschaft)
viel Sonneneinstrahlung
Schwindelfreiheit erforderlich
gute Orientierung erforderlich
Gehstrecken
Betretungsverbote auf einzelnen Streckenteilen zu bestimmten Jahreszeiten beachten

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Equipment-Empfehlungen

Trailschuhe: https://www.lauf-bar.de/laufschuhe/trail-running-schuhe/

Rucksäcke: https://www.lauf-bar.de/zubehoer/laufrucksack/

Laufbekleidung: https://www.lauf-bar.de/laufbekleidung/

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