Der Kaiser ruft – und wir leisten ihm Gefolgschaft: auf einer sehr sportlichen, erlebnisreichen Route. Neben den beeindruckenden Nordwänden des Wilden Kaiser bietet diese Tal-Umrundung von Kufstein bis zum Stripsenjoch jede Menge Abwechslung auf 34 Streckenkilometern und 2.200 Höhenmetern. Außerdem im Programm: Gamskogel, Bettlersteig und ein Rückweg unterhalb aller Gipfel des Zahmen Kaiser. Eine wahrhaft kaiserliche Erfahrung!
Anfahrt und Aufstieg zum Kufsteiner Stadtberg
Mit der Bahn von München nach Kufstein zu fahren, ist komfortabel. Selbst passionierte Autofahrer sollten überlegen, das eigene Gefährt stehen zu lassen, um dem obligatorischen Wochenendstau auf den Autobahnen nach Salzburg und ins Inntal zu entgehen.
Regionalzüge (Fahrzeit rund 1 Std. 20 Min.) und mehrere Eurocities (Fahrzeit rund 1 Std.) verkehren täglich ohne Umsteigen und in Intervallen zwischen 40 und 60 Minuten. Alle Infos wie immer auf bahn.de.
Der Weg vom Kufsteiner Bahnhof zum Stadtberg führt geradeaus über die Innbrücke. Rechts oben thront eindrucksvoll die Festung Kufstein, deren erste Erwähnung auf das Jahr 1205 zurückgeht. Ganz schön alt und ganz schön mächtig.
Schon an der Fußgängerzone, dem Unteren Stadtplatz, ist das Wandergebiet mit gelben Schildern ausgewiesen. Also schnurstracks weiter durch die Gassen und in die Kienbergstraße. Beim kleinen Park mit Brunnen folgt ihr einfach den gelben Schildern nach links auf einen breiten, schattigen Waldweg in Richtung Weinbergerhaus.
Als erstes steht Treppentraining auf dem Programm – allerdings überschaubar. Die Stufen münden etwas weiter oben in einen wurzeligen, mäßig steilen Naturweg. Zahlreiche Kehren überwinden die ersten 180 Höhenmeter durch den sogenannten Elfenhain. Zwischendurch könnt ihr Tiefblicke ins Inntal und auf Kufstein genießen – immer dann, wenn die dicht stehenden Bäume Lücken lassen.
Nach einer kurzen Waldsenke schmiegt sich der Trail parallel an das tiefe, bewaldete Tal des Kienbaches. Die Wegfortsetzung über die Fahrstraße hinweg ist etwas steiniger, jedoch weiterhin sehr gut laufbar. Für die letzten Meter zur Duxeralm (897 m) bleibt ihr auf der Fahrstraße und erreicht die Mittelstation des Kaiserliftes. Lasst das Gasthaus weiter oben rechts liegen und folgt der steinigen Aufstiegsgasse zum Brentenjoch bzw. Weinbergerhaus (1.272m).
Nach dem nächsten Waldstück lauft ihr auf der Fahrstraße weiter, ignoriert die erste Abzweigung rechts den Wiesenhang hinauf und nehmt stattdessen den zweiten, unbeschilderten Aufstieg, der direkt am Brentenjoch endet. Wer will, kann einen ersten Einkehrschwung in gleichnamige Alm (1.208 m) wagen. Ihr könntet dieses erste Streckenstück ebenso kraftsparend mit dem Kaiserlift hinter euch bringen, nur so nebenbei…
Zum Gamskogel und hinunter nach Hinterbärenbad
Vom Wegenetz der Brentenjochalm zweigt links ein schmaler Pfad mit ein paar Treppenstufen ab. Orientiert euch am Schild zum Gamskogel. Rund um den gut laufbaren, wenig steilen Trail wechseln sich Wiesenstücke, kleine Felsstufen und Baumgruppen ab. Kurz hinter einer Hangwaldpassage und etwa 2 km nach der Abzweigung vom Brentenjoch steht ihr auf dem freien Gipfel des Gamskogel (1.449 m). Im Süden nehmen der Scheffauer (2.111 m) und die Hackenköpfe (bis 2.229 m) das Blickfeld ein. Nördlich dominiert der gesamte Zahme Kaiser mit der Pyramidenspitze (1.997 m) als höchster Erhebung. Und weit weg, am Ende des Tals im Osten, seht ihr den Übergang zwischen Wildem und Zahmen Kaiser: das Stripsenjoch. Jetzt wisst ihr, wo es hin geht.
Zuvor heißt es jedoch, von 1.449 m hinunter auf 829 m zu gelangen. Der erste Teil des Abstiegs überquert das steil zum Kaiserbach abfallende Jägertal und die weiten Wiesenhänge rund um Steinberg bzw. Kaindlhütte (1.239 m). Bevor ihr der Verlockung dieser idyllischen Gegend verfallt, biegt am Wegende scharf links in die entgegengesetzte Richtung ab und folgt dem Almpfad bis zum Übergang auf den Bettlersteig.
Ab hier ist Schluss mit Herumschauen – es sei denn, ihr bleibt zwischendurch stehen. Teilweise sehr steil und mit Unterstützung renovierungsbedürftiger Tritthilfen (… an einer Erneuerung des Bettlersteiges wird in der Tat gerade gearbeitet) geht es mehr als 200 Höhenmeter nach unten – über Schuttreißen, verwachsene Abhänge und Bachschneisen. Im unteren Teil „beruhigt“ sich das Gefälle, und ihr nehmt deutlich entspannter den Rest des Weges durch dichte Waldabschnitte, über ein paar Bäche und auf unschwierigen Hangquerungen in Angriff.
Ab der alleinstehenden Jagdhütte mit der schönen Adresse Kufstein-Kaisertal 1 sind es noch rund 2,5 km bis zum Anton-Karg-Haus in Hinterbärenbad.
Zum Stripsenjoch
Gute Nachrichten: Habt ihr Hinterbärenbad (829 m) erreicht, dürft ihr euch auf den zweiten Hauptanstieg freuen. Zum Stripsenjochhaus (1.577 m) hinauf sind es …. jetzt schnell Kopfrechnen …. genau 748 Höhenmeter. Nahezu alle Häuser bieten Einkehrmöglichkeiten, so dass ihr im Verlauf der Gesamtstrecke immer wieder auftanken könnt.
Nach einer weiteren Unterkunft, dem mit imposantem Blick auf die Kalkspitzen der Ellmauer Halt (2.342 m) platzierten Hans-Berger-Haus, schicken euch die Wanderschilder erst mal in den stark bewaldeten Hangwald im unteren Bereich des Talschlusses. An sonnigen, heißen Tagen sicher willkommen. Etwas weiter oben gibt eine Lichtung überraschend Blicke auf die bei Kletterern bekannten Spitzen des Totenkirchls (2.190 m) und der Fleischbank (2.186 m) frei.
Dann verliert die Vegetation spürbar an Dichte und Höhe. Oben auf dem Joch erscheinen die Gebäude des Stripsenjochhauses. Der Wanderpfad bietet die gesamte Strecke über gute Laufeigenschaften. Wenn ihr dennoch nicht lauft, dann nur, weil ihr vielleicht die Kraft für den weiteren Weg einteilen wollt.
Vom Stripsenjoch hat man außer kaiserlichen Blicken auf den Ostteil des Massivs mit der Goinger Halt (bis 2.242m) schöne Aussichten auf das östliche Kaiserbachtal bis Griesenau. Solche Perspektiven sind auf jeden Fall eine Einkehr wert.
Rückweg unterhalb der Gipfel des Zahmen Kaiser
Der erste Abschnitt in Richtung Zahmer Kaiser verläuft vom Stripsenjoch ca. 3,5 km entlang des Ropanzen (1.572 m) bis zur Hochalm. Große Gefälle oder Anstiege braucht ihr hier nicht erwarten, aber die Trails sind technisch anspruchsvoller als man denken mag. Viele Wurzeln dicht stehender Latschen und grobes Gestein bremsen das Lauftempo. Ihr folgt den Schildern zur Vorderkaiserfeldenhütte und stellt begeistert fest, dass ihr auf den Spuren des ebenfalls ausgeschilderten KOASA-Marsches, also einer klassischen Trail Running-Route, seid.
Vor euch liegen die Hochalm in einer weiten Senke sowie die Flanken des östlichen Zahmen Kaiser gleich dahinter. Nach einem Zwischenanstieg könnt ihr euch nochmal in der Hochalm-Oase (ca. 1.400 m) stärken. Denn auf dem Weg zurück hat die Natur noch drei Erhebungen eingebaut – nichts Weltbewegendes, aber in Summe kraftzehrend.
Neben gut laufbaren Abschnitten fordern immer wieder kniffelige Wegstücke und Schotterfeldquerungen erhöhte Vorsicht. Auf einer rund 6 km langen Passage von der Hochalm zur Vorderkaiserfeldenhütte quert ihr die Bärentaler Wände und lauft in einer durchschnittlichen Höhe von 1.500 m unterhalb aller namhaften Gipfel des Zahmen Kaisers vorbei.
Von der Vorderkaiserfeldenhütte zurück nach Kufstein
Die Vorderkaiserfeldenhütte (1.398 m) bietet noch einmal Gelegenheit, sich für das etwa 8 km lange Schlussstück zu wappnen. Ab dort geht’s fast durchgehend bergab. Gravitation und fantastische Aussichten ins Inntal tun ein übriges, um eventuell müden Beinen auf die Sprünge zu helfen.
Derart beflügelt folgt ihr erst dem breiten Wanderweg zur Ritzaualm (1.161 m), um dort bei der Kapelle auf einen steilen Wiesenpfad abzubiegen. Dieser endet rund 350 Höhenmetern tiefer am beliebten Kaisertalweg. Unterwegs überquert ihr einen Bach und übt euch ein weiteres Mal in Geschicklichkeit zwischen Stock und Stein.
Nehmt am Pfadende den Kaisertalweg etwa 2 km in Richtung Kufstein durch den Ort Kaisertal hindurch. Beim Schild zur Tischofer Höhle biegt ihr links ab und durchquert die Klamm des Kaiserbaches auf einer Steinbrücke. Jenseits dieser Brücke schraubt sich der Weg wieder nach oben – auf zahlreichen Stufen über knapp 30 Höhenmeter. Das hört sich nach nicht viel an, ist gegen Ende dieser Tour jedoch definitiv herausfordernd.
Am Ende des Aufstiegs passiert ihr den sogenannten Riesenofen und erreicht über einen bequemen Waldpfad kurz darauf die inzwischen geschlossene Theaterhütte. Ein letzter Blick auf die historische Festung Kufstein, kurz darauf kommt die Talstation des Kaiserlifts mit ihrem großen Parkplatz in Sicht.
Die Kienbergstraße ist vom Kaiserlift über den Hochwanderweg nur noch 1,5 km entfernt. Und von dort nehmt ihr den bekannten Weg durchs Kufsteiner Zentrum zurück zum Bahnhof.
Hinweis: Wem diese Strecke eine Spur zu ambitioniert erscheint, findet im Trailrunning Guide Münchner Berge, erschienen beim Bergverlag Rother, eine „abgeschwächte“ Variante mit etwas über 20 km (Nummer 32).
Streckenimpressionen
Karte & GPS
Tour Facts
Streckenlänge | 34 km |
Höhenmeter | 2.200 m rauf und runter |
Charakter | Neben Wanderwegen viele steile, technische Abschnitte. Insbesondere auf dem Rückweg wurzelreiche und steinige Trails. |
Sportlicher Anspruch | Anspruchsvolle, lange Tour für Bergläufer mit hervorragender Kondition, Erfahrung und Trittsicherheit. |
Wichtig zu wissen …
erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln | |
natürliche Wasserquelle(n) auf dem Weg | |
Gastronomie auf dem Weg (Hütte oder Gastwirtschaft) | |
viel Sonneneinstrahlung | |
Schwindelfreiheit erforderlich | |
gute Orientierung erforderlich | |
kurze Gehstrecken | |
Betretungsverbote auf einzelnen Streckenteilen zu bestimmten Jahreszeiten beachten |
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Equipment-Empfehlungen
Trailschuhe: https://www.lauf-bar.de/laufschuhe/trail-running-schuhe/
Rucksäcke: https://www.lauf-bar.de/zubehoer/laufrucksack/
Laufbekleidung: https://www.lauf-bar.de/laufbekleidung/